Kapitel 5:   alles aus! Liebe

Ich weiß ja gar nicht ob sie es können, also die Pferde vor der einen, der berühmten Apotheke, kotzen. Können sie es? Ich werde es wohl nie erfahren. Aber manchmal, manchmal habe ich das Gefühl, dass es tatsächlich passieren könnte. Nämlich bei mir. Mit voller Inbrunst und aus gutem Grund.

Was ich meine? Ich bin hier um zu arbeiten. Sicher, ein Lächeln hier, ein kleines Kompliment da, ein kurzer Schnack. Aber so bin ich eben. So kennt man mich. Hingebungsvoll bis zur Selbstaufgabe. Das läuft. Aber mehr dann doch nicht. Es heißt ja nicht zu unrecht: „ich scheiße nicht auf den Teller, von dem ich esse.“. Oder anders ausgedrückt: „don't fuck the company“. Ist doch klar. Für mich. Naja, und dass ich hässlich wie ein Busunfall bin. Und doch, im Laufe der Jahre, habe ich so einige Romanzen gesehen. Alle fingen mit einem Hochgefühl und rosa Schmetterlingen an. Die meisten endeten tragisch. War ja so was von klar.

Doch es gibt auch Ausnahmen. Azubis sind ja eh die meisten, die schnelle Kontakte knüpfen. Und ich denke, heute durch Facebook und whatsapp noch mehr und schneller. Aber früher gab es nur SMS und den Buschfunk im Hotel. „haste schon gehört …“ oder „weißte wen ich zusammen gesehen habe …“ über heimliche Beichten: „ich hätte es ja selbst nicht von mir gedacht …“ hin zu: „mir ist da echt was dummes passiert …“. Und ich erfuhr so einiges. Lange Jahre war ich wohl so was wie der Kummerkasten oder Beichtvater. Es ist ja nicht so, dass ich es nicht gerne gehört hätte. Mal ehrlich, wenn dir Geheimnisse brühwarm erzählt werden, Beichten im Nachtrhythmus ausgebreitet werden, dann kannst du gar nicht anders als zuhören. Wer sagt schon: „verpiss dich, ich wills gar nicht erst hören …“? ich sicher nicht. Dafür liebe ich viel zu sehr den Klatsch & Tratsch. Beinahe hätte ich Trash geschrieben. Aber kommt wohl dem ganzen sehr nahe.

Betriebsfeiern wie Weihnachtsfeiern oder Sommerfeste sind immer eine Bühne für neue oder alte aufgewärmte Romanzen. Und natürlich auch für Zoff. Dramen um die Damen und Herren. Aus Freunden werden Feinde. Und umgekehrt. Beinahe so wie im richtigen Leben. Doch, der Fairness halber, möchte ich anmerken, dass ich auch mehr sah als nur Romanzen und ONS, Tatsächlich sah ich in den bisherigen 15 Jahren zwei Ehen, die gestiftet wurden und noch immer bestehen. Also gibt es auch positive Sachen zu berichten.

Und wie schaut es aus mit Gästen und Angestellten? Interessante Frage. Früher gab es ja das Klischee von der Stewardess und dem Passagier. Und da wir ein Business Hotel sind, ist es nicht sehr verwunderlich, dass a) viele Business Man unterwegs sind und b) auch als Langzeitgäste immer mehr wahrgenommen werden. Selbst wenn sie halt jedes Wochenende wieder heimfliegen, stehen sie Sonntag oder Montags wieder auf der Matte. Und daher ist es auch nicht der große Schock, wenn ich sage, dass auch hier, zwischen Angestellten und Gästen es knisterte und später knatterte. Von mindestens einer intakten Ehe, mit Kindern, kann ich hier berichten. Und noch heute verfolge ich es, dass es eben die Liebe auch noch gibt. Ist doch schön. Oder?

Bisweilen treibt es aber auch so seine Blüten, dass man aus dem Lachen nicht mehr heraus kommt. So hat eine Auszubildende im Restaurant Frühdienst hatte, ein Koch-Azubi auch. Und beide hatten ihr Glück schon gefunden, zueinander. Alles so weit kein Problem. Beide hatten also zusammen Dienst. Und beim Frühstück werden halt die Zimmernummern der Gäste abgefragt, ob halt Frühstück inklusive ist oder ob es gebucht wird. Und die Azubine hatte wohl noch die rosa Brille auf, als ein Gast, mit seiner Frau und seinem Kind, ins Restaurant kam, die Kollegin ihn fragte: „Kann ich bitte ihre Telefonnummer haben?“ und die Frau verschreckt auf die Kollegin, das Kind, ihren Mann schaute, der Mann rot wurde, das stottern anfing und Schnappatmung bekam und ich zufällig in der Nähe stand und lauthals loslachen musste. Und sie wiederholte die Frage noch einmal. Da wurde es ihr bewusst, sie wurde nun rot und die anderen fingen ebenso das Lachen an. Herrlich peinlich.

Und wir hatten mal einen Koch, der wohl immer eine App am Start hatte, mit der er sehen konnte, wer in seiner Nähe Bock auf einen Quickie hat. So eine Art Topf-sucht-Deckel-App. Und dann sah man ihn immer mit seinem iphone rumlaufen und sich fragen, wer denn der Gast wohl sein würde, der sich auch mit der App ins Restaurant verirrt  hatte. Peinlich nur, wenn der Gast zwar dieses Medium nutzt, aber vergisst es abzuschalten. Vier Kollegen an einem Tisch, und bei einem Koch und einem Gast klingelt die App gleichzeitig. Erklär dies mal deinen Kollegen am Tisch. Natürlich nicht.

Herr Jens

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