Maccabi Haifa vs. Hapoel Tel Aviv

Bin jetzt schon über drei Wochen im Land. Durch die Länderspielpause, anderen Umständen, kam ich also erst jetzt in den Genuss mal Hapoel Tel Aviv auswärts zu sehen. Und Haifa als Stadt scheint wohl auch recht reizvoll zu sein. Daher schon mal ein Hotel gebucht. Eintrittskarte hatte ich zwar keine, aber wenn ein Spiel auf einen Sonntag um 20:55 Uhr beginn soll, dann wird es wohl auch nicht ausverkauft sein. Im Notfall geh ich zu meiner Vorverkaufsstelle, da hat es ja bisher auch immer geklappt. Bin aber auch naiv.

Karten waren komplett ausverkauft. Der Gästeblock sowieso, die Heimkurve ebenso. Egal, Hotel ist gebucht und Kontakte sollte es ja geben. Und Dank Bju kam ich an die Nummer von Yuri, welchen ich schon von der Esbjerg-Tour kannte und auch schon bei uns in Hamburg. Kurze whatsapp, er kümmert sich. Super. Und so bin ich beruhigt einen Tag vorher nach Haifa gefahren. Egged Bus. Und schön an der Küste entlang gefahren. Und dies bei bestem Wetter. Kann man durch die Busfenster Sonnenbrand bekommen? Ja, kann man. Egal. Mittags angekommen. Das Hotel ist an der anderen Bucht, am Hafen gelegen. Zwei Möglichkeiten gab es dorthin zu kommen. Die schnelle oder die romantische Tour. Ich nahm die romantische. 6,90 NIS für eine Fahrzeit von weit über einer Stunde. Und besser war das Geld nie angelegt. Stadtrundfahrt inklusive. Berg hoch, Berg runter. Berg hoch, Berg runter. Serpentinen, bestes Wetter, schöne Zeit. Ich hätte auch die Karmelit nutzen können. Eine UBahn, sechs Stationen, 1,8km. Damit werden die 275 Höhenmeter überbrückt. Aber ich wollte es ja romantisch.

Hotel eher zweckmäßig. Umgebung dafür top. Hafen, Park, Einkaufsstraße, hängende Gärten, Schrein des Bab, deutsche Kolonie, Zeugs eben. Habe mir auch hier die Füße wund gelatscht. Aber hee, schön isses schon. Abends lecker essen gewesen, noch ein Bier und dann noch eins. Den nächsten Tag auch für kultur- touristische Zwecke genutzt um dann das endgültige JA von Yuri zu erhalten. Traumtyp.

Das Stadion ist am Busbahnhof und Bahnhof gelegen, mitten in einem Gewerbegebiet. Aber dort stehen halt fette Bauten von jedweder IT-Firma die dir bekannt ist. Silikon Valley im Matam Park. Oder wie es die Israelis nennen: Silicon Wadi. Dort also ist auch das Sammy-Ofer-Stadion. 30.820 Sitzplätze im 2014 eröffneten und mit zwei Rängen und ebenso vielen Anzeigetafeln. Kosten des Neubaus 530mio NIS, also so ca. 113mio €uro. Zwei Vereine spielen dort, Hapoel und Maccabi Haifa. Es gehört ebenso ein Einkaufszentrum, Multiplex-Kino und Restaurants dazu, und eine eigene Polizeistation. Es sieht von außen etwas Münchenhaft aus, nur golden.

Auf dem Weg zum Stadion ein guter Mob von Green Apes Haifa (die Farben sind grün und weiß). Und ganz in der Nähe liefen auch Hapoel Fans, auffallend in ihren roten Shirts. Doch kein Stress. Gar nichts. Bei uns beinahe unvorstellbar. Ebenso nach dem Spiel. Komisch. Vorm Stadion wartete schon Yuri. Freute ich mich schon, ihn wiederzusehen, wurde dieses sogar noch gesteigert, da ich nichts für die Karte zahlen durfte. Da kannst du nichts machen, das ist eben Gastfreundschaft. Traumtyp, ich sag es ja. Ich dann irgendwann zum Eingang. Und kleine Kontrolle. Da ich mein Zeugs vom Vortag dabei hatte, durfte ich als Tourist alles mit rein nehmen, Hygieneartikel aber nicht. Dann eben abgeben und nach dem Spiel abholen.

Ich also rein, und welch Überraschung gleich zu sehen? Ultrà Hapoel verkaufte im Gästeblock Merch. Hoodies und noch anderes Zeugs. Bei uns nun wirklich unvorstellbar. Ich mich etwas umgesehen. Kein Bierverkauf. Aber alles andere gab es wohl. Positiv vernommen, dass die Behindertenplätze im Unterrang sind, aber alles ebenerdig zu erreichen und nur durch einen Wellenbrecher getrennt. Begleitpersonen haben neben den Rolliplätzen ihre Sitzplätze. Somit können Rollstuhlfahrer vom Parkplatz (bzw. Zug & Bus) ohne Stufen, ohne große Höhen zu überwinden, zu ihren Plätzen im Stadion und sind dennoch mittendrin dabei und nicht ab- oder ausgegrenzt. Sehr schöne Lösung.

Ich stand im Oberrang bei UH. Obwohl all-seater saß da niemand. Unten übrigens auch nicht. Stimmung schon vor dem Spiel prächtig. Natürlich, besser geht immer. Schade nur, dass bei Maccabi Haifa extrem der Event im Vordergrund steht, also bei den Machern, wohl nicht bei den meisten Fans. Laut, aufdringlich, widerlich. Du weißt schon: RBL, Wolfsburg, Hoffenheim. Dementsprechend gabs auch hier etwas Protest seitens Hapoel. Schön auch, weil es wohl ein reines Nichtraucherstadion ist, eine Tapete von UH. Naja, und nicht wenige Oberkörperfrei. Aber dies im ganzen Stadion. Ich habs nicht gemacht … mein Bauch gehört mir.

Anstoß also um 20:55 Uhr, an einem Sonntag, was, wenn man es recht betrachtet, wie bei uns der Montag ist. Der Gästeblock komplett ausverkauft. Gute Stimmung sowieso. Choreo über beide Ränge, cool. Und auch die Heimkurve ließ es sich nicht nehmen eine Choreo zu machen. Wobei es wohl zwei Gruppen gibt. Die Green Apes, hinter dem Tor (der Süd, wenn man so will), über die ganze Breite. Und auf der gegenüberliegenden Seite (der Nord), in der unteren Ecke, eine andere Gruppe. Sahen für mich wie die alte Garde aus. Eigene Choreo. Dazu Oberkörperfrei. Spielbeginn.

Und hier ein Paradebeispiel, wie es bei uns nie werden darf. Zum einen lief auf beiden Videowänden das Spiel gleichzeitig. Wozu? Hin und wieder dann die Fan-Cam. Kurz der Spielstand und die Zeit. Und wieder das Spiel auf den Screens. Irre? Ja. Zum anderen muss leider gesagt werden, dass Maccabi Haifa einfach besser war als Hapoel Tel Aviv. Zielstrebiger, abschlussgeiler, dem Gegner das eigene Spielsystem aufdrängend, und vor allem, einfach mal aufs Tor schießen. Hapoel spielt sicher nicht schlecht. Aber wenn alles nur bis zum Strafraum gefällig wirkt, dann aber der Ball unbedingt zauberhaft ins Tor gespielt werden muss, dann weiß ich auch nicht mehr. Ein Beispiel hierfür sei erwähnt, dass Hapoel mit 5 (fünf) Leuten im gegnerischen Strafraum steht, nur der Keeper und zwei Feldspieler dem gegenüber, und doch wird in aussichtsreicher Position nicht drauf gehalten, es muss wieder und wieder quer gespielt werden. Da fällt dir nichts mehr ein und dein Kopf fällt regelmäßig auf die Brüstung. Zum Verzweifeln aber auch. Und solche Beispiele gab es viele. Hapoel lag zur Halbzeit mit 2:0 zurück.

Zweite Halbzeit wurde es nicht besser. Und wie schon beim letzten Heimspiel von Hapoel, 4min Nachspielzeit. Wieder Elfmeter, Anschlusstreffer, um dann gleich wieder ein Gegentor zu fangen. 3:1 der Endstand. Zum Verzweifeln.

Nach dem Spiel ging es recht zügig aus dem Stadion. Ich holte mir meine Kulturtasche wieder ab. Und auf dem Weg zum Bahnhof liefen wieder alle durcheinander, ohne Stress, ohne rumgeprolle, easy. Zugticket gekauft, Doppelstockwagen wie man sie aus Deutschland kennt, gleicher Hersteller. Platz gefunden und noch mit ein paar Green Apes und UH Leuten geschnackt. Entspannt. Dann noch schnell am Kiosk ein paar Bier gekauft und so war ich gegen 1:45 Uhr wieder in der Wohnung. Schon mal ein wenig die Region-berichte gelesen.

Vielen Dank an UH und besonders an Yuri. Danke und bis demnächst.

und hier ein paar Bilder.

Herr Jens

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