21
No
Highlight Sous Vide
21.11.2021 22:32

Wir sind einfach viel zu Deutsch. Nicht mal bezogen auf das Essen suchen von gestern Abend, nee. Denn am Ende ging es sich ja gut aus. Wir sind deshalb so deutsch, weil wir jeden Tag immer und pünktlich zum Frühstück gegangen sind. Selbst wenn man noch müde ist, auch wenn man auch nicht wirklich hungrig ist. Doch bezahlt ist bezahlt und daher auch diesen Morgen 09:15 Uhr ging es zum Frühstück.

Da das Wetter nicht gerade einladend war, ich, wir, müde waren, sind wir erst mal aufs Zimmer und jeder machte erst mal seins. Für mich bedeutete es, dass ich erst mal wieder ins Bett bin und ein Nickerchen machte. So knappe 3h. Per whatsapp verabredet, wann es wieder losgeht. Wir sind dann wieder zum Westbahnhof. Er ist ja auch nur ein kurzer Fußweg entfernt. Kleiner Fun Fact: so nah war ich einem IKEA noch nie. Wir sind direkt daran vorbeigegangen, und da es Sonntag war, war es zu. Und ich kann immer noch sagen, dass ich noch nie im Leben in einem IKEA war. Aber selbst wenn offen gewesen wäre, wäre ich nicht hineingegangen. Ich brauch ja keine Teelichter.

Unser Billa plus war/ist Sonntags geschlossen. So sind wir in einen kleinen Billa, ähnlich wie eines Convenience Store in anderen Ländern. Was brauchten wir schon? Etwas Wasser, etwas Bier und sonst nix. Es gab auch Kaffee, take away. Knobi stand noch in der Schlange, so bin ich gleich mal hin um zwei Caffè crema zu kaufen. Verstand sie nicht, was ich wollte. Cappuccino kam es als Gegenfrage. Dies wollte ich nicht und fragte noch mal nach Caffè crema, oder wenigstens nach normalem Kaffee. Sie wollte mich einfach nicht verstehen. Sie fragte dann noch nach einem Verlängerten. Wenn man aber nicht weiß, was ein Verlängerter ist, lehnt man ab und greift zu einem Cappuccino. Leider war er dann doch nur lauwarm und eine Enttäuschung, auch wenn er nur 2 € gekostet hat. In der Shoppingmall Westbahnhof ist aber noch das Backwerk offen gewesen, und da haben wir dann lecker und heißen Kaffee bekommen, als Caffè crema.

Zurück zum Hotel, Getränke kühl stellen, kurz das Internet aufrufen. Zeit vertreiben. Doch irgendwann knurrte auch mal wieder der Magen, so sind wir aus dem Haus. Abendessen. Diesmal sind wir die Mariahilferstraße aufwärts gelaufen. Es war schon arg, weil wir wieder nicht so recht wussten, was, wie, wo. Nach kurzem Weg sind wir aber an der Ecke Mariahilfer Straße 152 angekommen. Schon äußerlich waren wir angetan. Eben ein typisches Restaurant, nenn es von mir aus auch Wirtshaus. Ebenso die Aufsteller, welche selbstgemachte Limonade anpriesen, sowie Buchteln, wie bei Oma. Und eine halbe Gans für Zwei. Und auch der Blick durchs Fenster ließ unser Herz höher schlagen. "Da müss' mer rein".

Man hat ja früher, vor allem von Westdeutschen, über die DDR-Restaurants gelacht, wenn man das Schild sah: "Sie werden platziert". Vielleicht weil ich aus dem Business bin, vielleicht weil es sich auch so gehört, und ich denke, auch in Österreich, auch in den USA und anderen Ländern ist es üblich, dass man am Empfang/Eingang stehen bleibt und darauf wartet, dass man platziert wird. Eine junge Frau im Dirndl holte uns ab und bot uns einen guten Platz an. Denn ich denke, wenn man freundlich ist, bekommt man auch nicht den Platz neben der Toilette. Also merkt Euch: Sie werden platziert!

Die Inneneinrichtung war echt Klasse, Wirtshausatmosphäre mit viel Holz, aber auch Kissen und wollige Wärme. Nachdem man uns die Speisekarte gereicht hatte, fragte man auch gleich die Getränke ab. Eine Bierkarte wies auch darauf hin, dass die Bierspezialitäten standardmäßig in 0,5l ausgeschenkt werden. Na hier sind wir richtig. Stiegl-Weisse naturtrüb war das Bier unserer Wahl.

Noch bevor wir die Karte studieren konnten, wurde uns schon die Gans für Zwei, mit Rotkohl, Klöße und Maroni angeboten, regelrecht beworben. Wir konnten eigentlich gar nicht anderes, als ja zu sagen. Und auch wenn ich gerne mal die Karte gecheckt hätte, und ein wenig fühlte ich mich schon bevormundet, haben wir uns folglich natürlich für die Gans entschieden.

Zum zweiten Bier kam dann die Gans. Um genauer zu sein, die halbe Gans für Zwei. Die Gans wurde sous vide gegart, was zur Folge hatte, dass das Fleisch so zart war, man hätte es mit einem Löffel teilen können, und es war saftig. Auf der Zunge zergehen, dies beschreibt es ausgezeichnet. Vom Geschmack, von der Konsistenz. Man möchte weinen vor Freude. Dazu die Haut, welche knusprig und auch hier gut gewürzt war, war ein Traum.

Jetzt denkt man, die halbe Gans für Zwei, also ein Viertel, dies wäre eher wenig für eine Person. Doch weit gefehlt. Die halbe Gans hatte ein Gewicht von über 2,5 kg, was also dann wirklich für zwei Personen ausreichte. Wir waren echt pappsatt. Und doch, ich hätte die Gans gleich noch mal bestellt. Nicht aber, weil ich Hunger hatte, auf keinen Fall. Doch vom Geschmack und Konsistenz und dem Drumherum, ich war echt derbe begeistert. Sollte ich jemals wieder im November nach Wien kommen, hier werde ich wieder einkehren und lecker Gans speisen. Dies ist mal klar.

Noch etwas Bier und auch ein paar Schnäpse. Zigarrenbrand Muskateller, Birnenbrand Felsenbirne, Zigarrenbrand Williams und Wacholderbrand mit Wildschweingeschmack. Einfach mal glücklich sein.

Das Wirtshaus heißt "Mariahilferbräu", in der Mariahilferstraße 152. Nun ja, in 1150 Wien. Nur zur Info.

Satt und glücklich sind wir zurück zum Hotel. Noch etwas Bier, etwas Football, und dann war dieser Tag auch schon wieder vorbei.

Herr Jens

the biggest Thrill, ...
Lockdown Austria

Datenschutzerklärung