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Au
ein paar Tage später
12.08.2022 14:41

Dienstagnachmittag rief ich also an, um den Termin meiner OP zu erfahren: Mittwoch, 11:30 Uhr. Was auch bedeutet, dass ich nur bis maximal 24 Uhr etwas essen durfte. Und nur zwei Stunden bis zur OP durfte ich etwas trinken.

Mittwoch früh also so weit fertig gemacht, wie es mir unter diesen Umständen möglich war. Dann bin ich mit dem 192er zum Heidberg, Patientenaufnahme. Ein Vorteil meines Arbeitsunfalls ist ja, dass alles über die Berufsgenossenschaft läuft, ich somit den vollen Service erhalten würde. Während andere ihren Internetvoucher zahlen mussten, bekam ich eine Internetflatrate for free, für den gesamten Aufenthalt. Kopfhörer ebenso, welche ich am Ende behalten durfte.

Nach der Patientenaufnahme bin ich zur OP Aufnahme. Dort traf ich auch die Frau, welche am Montag mit ihren Kindern auch beim Asia Imbiss gegessen hatte, und wir quatschten gemütlich. Dies vertrieb die Zeit, die Langeweile und auch ein wenig meine Angst. Ich wurde dann noch mal gebeten einen halben Liter Wasser zu trinken, da sich meine OP etwas nach hinten verschieben würde. Dies ist auch okay, denn Notfälle bzw. schwerere Fälle haben Vorrang.

Ich kam dann an die Reihe. Zuerst ging es in einen Vorbereitungsraum. Dort durfte ich mich entkleiden, alles in einer persönliche Tasche/Kiste verstaut. Ebenso die Ersatzzähne. Ein Hemd, welches man ja kennt, hinten offen und vorne eher wie so eine Zwangsjacke.

Und ein Höschen, ähnlich wie Netzstrumpfhosen.

Und dann durfte ich mich ins Bett legen. Mein Arm immer noch in der Aircast-Fixierung. Und dann kam es zu einer Situation, wie man sie nur aus Filmen kennt. Man liegt also im Bett und wird durch die Gänge geschoben. Man sieht nur die Deckenlichter, welche über einem hinwegfliegen. Man fühlt sich so hilflos, ausgeliefert. Doch die Menschen um einen herum, also das Personal, kümmert sich und spricht mit einem. Dies ist sehr angenehm. Ebenso, als ich in den Narkoseraum gefahren wurde, sich die Ärzte und die anderen Mitarbeiter vorstellten, was sehr vertrauenserweckend ist, und mir immer im Schritt für Schritt Verfahren erklärt wurde, was gemacht wird, wie es wirken wird und dass ich im Allgemeinen keine Angst zu haben brauche. Nun ja, es hat gewirkt. Und weil ich vollgepumpt war mit Medizin.

Im Aufwachraum wurde ich wieder ins Reich der Lebenden zurückgeholt. Ich kann mich an drei Dinge bewusst erinnern:

- ich wurde mehrfach aufgefordert zu atmen, dann tief zu atmen, da ich ja während der OP beatmet wurde und es wohl verlernt habe

- ich meine Bettdecke weg gestrampelt habe, da es mir zu schwer auf den Beinen lag und wohl auch zu warm war. Es wurde dann ein dünnes Tuch verwendet

- mir immer wieder Wasser gereicht wurde, ich einen Brand hatte, schlimmer als nach Suffnächten

Und dann ging es in mein Zimmer. Wieder die Fahrt durch die Gänge. Als ich in die richtige Position geschoben wurde, stand da auch schon meine Kiste am Schrank und mein persönlicher Fernseher war auch daneben. Wasserflaschen wurden mir gleich gebracht, und da ich ja jetzt bald 19 h nichts mehr gegessen hatte, gabs dann auch noch ein Abendessen.

Eine Schmerzmittelpumpe hatte ich noch im Hals. Doch dadurch, dass ich aus meinem Netzhöschen und in meine Boxer wollte, rutschte sie heraus. Das Personal wollte sich gleich darum kümmern, aber da ich eigentlich keine Schmerzen hatte, war es für mich nicht wirklich wichtig. Und ich habe danach auch keine Schmerzen mehr gehabt und somit war ich darauf auch nicht angewiesen. Und so schaute ich etwas TV, unterhielt mich mit zwei Herren aus meinem Zimmer, welche AugenOPs hinter sich hatten, und sie eigentlich immer das Zimmer verlassen konnten. Sie waren Raucher.

Wie ich die erste Nacht geschlafen habe? Recht gut. Was aber eher daran lag, dass ich keine Schmerzen hatte und weil das Krankenhausbett sich wunderbar verstellen ließ. Du kennst es ja von den Langstreckenflügen, wenn du deinen Sitz entweder in ein flaches Bett oder in einen Loungeposition verstellen kannst. Und ich mag ja diese Loungposition. Das Rückenteil gut erhöht, die Beine beinahe angewinkelt.

Es gab dann das Frühstück, welches mir zubereitet wurde. Denn klar, wie soll ich mir Brot & Brötchen schmieren?

Ich konnte aufstehen, gerade auch wegen der Toilettengänge wichtig, und ich wurde dann zum Röntgen gebracht. Und hier sind die Bilder.

Natürlich habe ich gefragt, ob ich es mit dem Smartphone aufnehmen könne, was, wie man sieht, erlaubt wurde. Mir wurde auch gesagt, dass es viel Patienten machen würde, ich also keine große Ausnahme wäre.

Und schon gab es mein Mittagessen.

MTM merkte dann auch gleich, auf twitter, an, dass für mich als Footballfan alles getan wird.

Noch mal was zum Essen. Frühstück & Abendessen bestand ja aus Brot, Brötchen, Suppe, Jogurt usw. Und dies wurde mir ja geschmiert. Doch wurde ich noch am Mittwochabend abgefragt, was ich früh & abends essen wollte. Und da ich Diabetiker bin, bekomme ich eh gesonderte Kost. Jedoch, und vielleicht wegen der Berufsgenossenschaft, wurden mir fürs Mittagessen 15 verschiedene Gerichte offeriert. Natürlich habe ich sie so ausgewählt, dass ich ohne Hilfe essen konnte. Also niemand zum Schneiden brauchte. Über die Qualität kann ich echt nicht meckern. Es war wirklich gut. Ich hätte auch, was ich auch tat, mit Salz bzw. Pfeffer nachwürzen können. Dass ich nicht übers Essen meckere, dies kann ja nur bedeuten, dass es gut war.

Nachdem ich über whatsapp, instagram und twitter meine Röntgenbilder gepostet habe, erschien auf meinem Smartphone folgende Meldung:

Aber hee, nur einer nannte mich Jensinator.

Nachmittags gabs Kaffee und Gebäck. Und zum Abendessen eben dieses hier:

Da ich kein Bierchen bekam, trotz Nachfrage, blieb also nur etwas Internet und dann wieder pennen. Immer wieder aufwachen. Ist halt so.

Frühstück.

Der Arzt war zweimal am Tag da. Mir wurden dann auch die Infusionsweichen aus dem Fuß und der Hand entfernt. Mir ging es ja so weit auch ganz gut. Es wurde auch mal nach der Wunde geschaut.

Es wurde die Wunde getackert/geklammert und nicht genäht. So etwas kannte ich nur bei kleinen Wunden. Auf meiner Stirn ist auch eine geklammerte Narbe, welche ich mir als Kindergartenkind zuzog. Denn ich war bei einem Freund, wir spielten im Wohnzimmer, ich stolperte (oh, ich erkenne hier ein Muster) über ein Polizeiauto und schlug mit der Stirn auf die Ecke der Schrankwand. Und diese Wunde wurde geklammert. Also schon vor knapp 50 Jahren.

Ich hatte, schon weil mir das Bett gut gefiel, der Service echt gut war, darum gebeten, noch bis Montag bleiben zu können. Doch nach dem Mittagessen am Freitag, somit zwei Tage nach der OP, hieß es Abschied nehmen.

Nun denn, dann also wieder nach Hause. Meine Tasche gepackt. Noch nicht wissend, wie ich mich übers Wochenende nahrungstechnisch versorgen sollte, da ich ja jetzt noch immer eingeschränkt war, und mich dann auf die Socken gemacht.

Früher hätte wohl ein Dankeschön, vielleicht ein paar edle Tropfen in Nuss genügt, aber nicht mir. Daher habe ich im Schwesternzimmer ein paar Scheine abgegeben. Meine Wertschätzung konnte ich besser nicht ausdrücken. Und dass in den Krankenhäusern, Pflegestationen, Altenheimen usw. zu wenig und leider auch unterbezahltes Personal arbeitet, nein schufftet, war es mir wichtig, meinen kleinen Be(i)trag zu leisten. Die Prioritäten in diesem Land haben sich so sehr in den Irrsinn verschoben, dass einem schlecht wird. Die Piloten streiken, gerne auch zurecht, da dreht alles ab. Dass in den Sozialberufen Personalmangel und Unterbezahlung herrscht, dies juckt dann wen? Ich rege mich schon wieder auf. Sorry.

Und so war ich Freitagmittag, es war zum Glück auch heiß und ich begann zu stinken, beim mir daheim und habe mich so langsam wieder ins selbstständige Leben zurückgebracht.

Und noch etwas:

Herr Jens

nach so vielen Jahren ...
dann nimms doch mit Humor

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