Und ja, es ist Stutenbissigkeit!
28.06.2025 14:48
Sicher, ich bin da nicht gerade von PC geleitet, doch was die Show zwischen Südkreuz, eigentlich Hauptbahnhof und Spandau brachte, lässt gar keinen anderen Schluss zu. Doch dazu später mehr. Wie an jedem der letzten vier Tage mit meinen Eltern gemütlich gefrühstückt. Dann aber ab ins Bad rasieren & duschen. Mich verabschiedet und dann mit der Bimmel zum Hauptbahnhof. Eine DB Nachricht lautete: ![]() Obwohl aus München kommend, pünktlich? Ups, dies klingt jetzt so fragend, war es aber nicht gemeint. Man geht ja von Pünktlichkeit aus. In der Westhalle legte (es war noch vor 10 Uhr) ein DJ auf, in der Halle liefen Kinder in Trikots und mit Bällen herum. Der Grund war schnell gefunden: ![]() ![]() ![]() Noch schnell zum Supermarkt, etwas Wasser gekauft und zum Bahnsteig, wo der ICE schon, mein Wagen 14, 1. Klasse, direkt ohne weite Wege gehen zu müssen, zum Einsteigen bereitstand. Du weißt ja, dass ich gerne das erste Compartment, direkt am Lokführerstand, buche. Dort, in einer 1-2 Sitzplatzkonfiguration, sind nur sechs Plätze, hinter einer Tür auch gleich die Ausstiege. Alles sehr bequem und ohne im Großraumabteil sitzen zu müssen. Mein Platz war beim Vierer-Tisch, schräg neben mir saß schon eine Frau, welche, durch ihr Telefonat bekam ich es mit, in Leipzig ein paar Drehtage hatte. Bulettendialekt. Dschungelkönigin von 2004, der zweiten Staffel. Man (Achtung, Wortwitz) nickt sich zu, man ist ja unter sich. Beinahe noch im halbwachen Zustand nahm ich aus ihrem Telefongespräch wahr, hatte der Sturm vom Donnerstag wohl ihr Grundstück blockiert, dass sie mit dem Auto nicht wegfahren konnte und so Termine absagen musste. Dann war ich auch schon weggenickt und bekam nicht mehr mit, dass ich dann doch der bin, der ich bin: ![]() ![]() Kurz vor Berlin-Südkreuz wurde ich wieder wach. Die Lautsprecherdurchsagen sind aber auch laut. Doch dies ist Meckern auf hohem Niveau. ![]() Jetzt möchte ich zur Überschrift kommen: Stutenbissigkeit: Berlin-Südkreuz, eine ältere Dame (schon um die Anlehnung an die Wilmersdorfer Witwen, Musical Linie 1, zu bringen) steigt zu. Ebenso eine junge Frau, welche nur, wie auch ich, als Staffage der Situation beizuwohnten. Um den Dialog, wenn man es so nennen möchte, halbwegs in Bahnen zu lenken, nenne ich die Dschungelkönigin hier nur noch (tatsächlich ungeschminkt) DK und (sehr übertrieben geschminkt) die ältere Dame WW. WW betritt das kleine Compartment und herrscht gleich los: Der Platz ist besetzt, ich habe reserviert, sie sitzen falsch. Sicher, so kann man es auch machen. Doch ich denke, ein einfaches MOIN, vielleicht auch HALLO, gerne auch TACHCHEN wäre zum Anfang hilfreich gewesen. Doch sie entschied sich anders. Dass sie dann bei der DK mal so direkt ins offene Messer lief, war eigentlich jedem von uns klar. Und so kam es auch, zuerst ganz freundlich Hinweis gebend: DK, ich steige ja gleich aus, alles gut. Der Zug hält ja Berlin seitig Südkreuz, Hauptbahnhof und Spandau. WW stand zwischen Südkreuz und Hauptbahnhof außerhalb des Compartments und an den Aus-/Einstiegstüren um mit ihrer Bekannten zu telefonieren, wo sie zusteigt und wo sie den Wagen zu finden hat. Zur Erinnerung, von sechs Plätzen waren drei erstmal belegt, es war also genügend Platz. Am Hauptbahnhof wurde es dann mal so richtig fetzig. 100%ige genaue Wortwiedergabe gibt es nicht, doch im Großen und Ganzen trifft es zu. Nichts habe ich hinzugedichtet. WW kam wieder rein, DK blieb geschmeidig sitzen. WW: Sie haben gesagt, sie steigen gleich aus, wann denn? Ich muss auf diesen Platz, ich kann nicht rückwärts fahren. Und DK? Zeterte mal so richtig los: Dass sie einen Schein haben, ist ja jetzt völlig klar. Wer nicht rückwärts fahren kann, muss ja völlig beschränkt sein. Sie müssen sich mal behandeln lassen. Vielleicht hätte WW jetzt einfach alles herunterschlucken können und dann hätte sich das Problem von selbst gelöst, aber so meinte sie dann: Ich kenne sie aus dem Fernsehen, sie sind so großmäulig, und primitiv. Peng. Und es nahm richtig Fahrt auf. DK: So ein Trampel ist mir ja noch nie untergekommen, und ich habe schon viele Bekloppte gesehen, doch sie toppen ja alles. Wie kann ein so geistesgestörter Mensch, der nicht mal rückwärts fahren kann, ohne auf sein Freifahrtschein hinzuweisen, sich anmaßen mich beurteilen zu dürfen? Schnappatmung bei den Protagonistinnen. Die junge Frau und ich, wir versuchten aus dem Fenster zu schauen, vielleicht auch in die Tischplatte zu beißen und allgemein nur heimliche Beobachter*innen zu sein. Die WW fing nun ihrerseits an vom Leder zu ziehen: Wie können sie hier sitzen, es ist mein Platz, und nur weil sie so eine alte Schachtel sind müssen sie sich nicht alles herausnehmen (wobei ich die WW älter als die DK eingeschätzt habe). Sie haben ein noch schlimmeres Schandmaul als im TV. Kein Anstand und nur am Meckern. DK erwiderte nur: Ich habe eine goldene Karte, ich kann sitzen, wo immer ich will. Also halten sie das Maul. Was sie sich überhaupt herausnehmen, solche Trottel dürfen hier wohl alles? Es gab noch mehr und mehr und noch mehr. Doch ich konnte nicht alles behalten. Zu viel stürzte auf mich herein. Dies alles sich zu merken, ich hätte ein Diktiergerät nutzen müssen. Doch ich dachte in diesem Augenblick nicht daran. Zu sehr war ich in der Situation gefangen. Man muss sich ja auch vorstellen, DK hat einen starken Bulettendialekt und eine raumfüllende Lautstärke. Auch wenn sich die WW gut in Szene setzte, aber gegen das Stakkato der DK hatte sie einfach keine Chance. Und DK wäre nicht DK, würde sie einfach so aufhören. Da wird weiter und weiter aus der Hüfte geschossen, wenn man mir diesen Vergleich erlauben möge. Interessant fand ich, dass die WW versuchte noch einigermaßen Contenance zu bewahren, aber dann doch am liebsten, was sie schlussendlich auch tat, ihren Gefühlen freien Lauf ließ und haarscharf an der Fäkalsprache vorbeischrammte. Herrlich. Zwischen Hauptbahnhof Berlin und Berlin-Spandau ist es wirklich nur eine kurze Fahrt, knapp 10 Minuten. Selbst wenn mein Zug heute drei Stunden Verspätung gehabt hätte, ich hätte bei der Bahn keine Kompensation beantragt, denn diese knapp 10 Minuten wären es mir wert gewesen. In Spandau stieg DK aus, die WW stand an der Tür und wartete auf ihre Bekannte. Die junge Frau und ich, wir waren jetzt alleine, sahen uns an und mussten herzhaft loslachen. Wäre ich nicht so abgestumpft, mir wären auch die Lachtränen gekommen. Es war ganz großes Kino. Sollte ich jemals mal in eine Vorstellung der DK gehen, ich werde sie anlächeln und, wie wir es in unseren Kreisen so machen, einfach wissend zunicken. Der Rest der Fahrt war nicht mehr so spektakulär. Die Bekannte kam, sie schnackten noch ganz kurz und nahmen ihre Bücher zur Hand. Kurz noch die Geschwindigkeit gemessen: ![]() Für knapp eine Stunde, bis kurz vor Hamburg, noch einmal in Morpheus Reich versunken. Zur U-Bahn und nach Hause gefahren. Fix noch ein paar Gleise und Weichen gefilmt. Herr Jens |